Fünf Tipps für erfahrene Führungskräfte

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5 Tipps für erfahrene Führungskräfte

Fünf Tipps für erfahrene Führungskräfte

Was ich bei der Marine über moderne Führung gelernt habe

Lieber Leser,
an meinen allerersten Tag als Führungsperson kann ich mich nicht mehr so genau erinnern. Aber an einen der herausforderndsten Momente umso mehr.

Damals, während meiner Ausbildung zum Unteroffizier bei der Marine, stand ich plötzlich vor einer Hundertschaft von Menschen. Es war meine Aufgabe, diesen ganzen Trupp zur Musterung zu führen — auf mein Kommando, im Takt, geordnet durch die gesamte Kasernenanlage.

Ich kann dir sagen: Das Herz klopfte bis zum Hals. So etwas hatte ich vorher noch nie gemacht. Umso erstaunlicher war es, dass gerade die ranghöheren Ausbilder hinterher ziemlich überrascht waren, wie klar und ruhig ich diese Situation gemeistert hatte. Denn ich war bis dahin nicht unbedingt als der extrovertierteste Typ bekannt.

Heute, viele Jahre und einige Karriereschritte später, weiß ich: Genau diese Erfahrung hat meine Sicht auf Führung grundlegend geprägt.

Denn die Art, wie Führung in der Marine funktioniert, lässt sich nicht einfach eins zu eins auf die heutige Wirtschaft übertragen. Ein Titel oder Rangabzeichen reicht im modernen Arbeitsumfeld längst nicht mehr aus, um Menschen mitzunehmen. Gerade als erfahrene Führungskraft steht man immer wieder vor der Herausforderung, den eigenen Stil weiterzuentwickeln und an veränderte Anforderungen anzupassen.

In meinen 30 Jahren im Vertrieb, 15 Jahren als Führungsperson und heute als Businesscoach für Stärkenorientierung begleite ich viele erfahrene Führungskräfte genau auf diesem Weg. Hier sind fünf konkrete Tipps, die ich aus meiner eigenen Reise und aus unzähligen Coachings mitgenommen habe.

1. Führung beginnt innen, nicht außen

Was ich damals in der Uniform erlebt habe, war klar strukturiert: äußerliche Signale, klare Befehlskette, definierte Rollen. Im Unternehmensalltag funktioniert das anders.
Menschen folgen heute keiner Hierarchie um der Hierarchie willen. Sie folgen Persönlichkeiten, die klar in sich ruhen, Orientierung geben und Vertrauen ausstrahlen.
Das bestätigt auch der Gallup Global Workplace Report — Mitarbeiterengagement und Vertrauen hängen heute maßgeblich von der gelebten Führungskultur ab.

Deshalb ist der erste Tipp so simpel wie essenziell: Führung beginnt bei dir selbst.
Reflektiere regelmäßig deine eigenen Stärken, Werte und Überzeugungen. Frage dich: Wofür stehe ich? Woran erkennen andere meine Haltung?
Nur wer sich selbst führen kann, wird andere glaubwürdig begleiten.

2. Titel beeindrucken niemanden

Was bei der Marine ganz einfach funktioniert — der Rang sagt, wer das Sagen hat — interessiert im Wirtschaftsleben herzlich wenig.

Gerade in modernen Teams mit viel Fachwissen und hoher Eigenverantwortung zählen weniger dein Titel oder deine Jobbeschreibung, sondern dein tatsächliches Verhalten.
Führung muss verdient werden, jeden Tag neu.

Das bedeutet:

  • Sei präsent.

  • Höre aktiv zu.

  • Schaffe Vertrauen durch Verlässlichkeit.

  • Erkenne und fördere Stärken im Team.

Denn am Ende erinnern sich Menschen nicht an dein Abzeichen auf der Visitenkarte, sondern daran, wie sie sich in deiner Nähe gefühlt haben.

3. Lerne dich immer wieder neu kennen

Erfahrene Führungspersonen neigen manchmal dazu, sich auf ihre bewährten Rezepte zu verlassen. Doch was gestern funktionierte, kann morgen überholt sein.

Investiere deshalb bewusst Zeit in deine eigene Weiterentwicklung.
Das bedeutet nicht, jedem neuen Managementtrend hinterherzulaufen, sondern mit wachem Blick die eigene Wirkung zu reflektieren.

Frage dich:

  • Welche Stärken habe ich bisher wenig genutzt?

  • Wie verändere ich meine Wirkung in neuen Konstellationen?

  • Was kann ich von meinen jüngeren Kollegen lernen?

Selbstreflexion ist das beste Rüstzeug, um auch als erfahrene Führungskraft relevant zu bleiben.

4. Individuelle Kommunikation schlägt Einheitsansprache

Ein weiterer zentraler Punkt: Kommunikation muss individuell sein.
Was ich bei der Marine gelernt habe, war Klarheit in der Ansprache. Im Unternehmenskontext reicht das jedoch nicht.

Jeder Mensch tickt anders. Manche brauchen viel Kontext und Wertschätzung, andere eher knappe Orientierung. Einige motiviert es, öffentlich gelobt zu werden, andere schätzen leise Anerkennung im Vieraugengespräch.

Mein Tipp: Investiere bewusst Zeit, um dein Team kommunikativ wirklich kennenzulernen.

  • Was motiviert die Einzelnen?

  • Wie nehmen sie Feedback auf?

  • Welche Kanäle funktionieren für wen am besten?

Eine differenzierte Kommunikation ist heute einer der größten Erfolgsfaktoren für wirksame Führung. Gerade im Mitarbeitergespräch kannst du individuelle Stärken sichtbar machen und die persönliche Entwicklung gezielt unterstützen.

5. Fehler passieren. Lachen hilft.

Vielleicht mein wichtigster persönlicher Tipp zum Schluss:
Auch mit viel Erfahrung wirst du nie alle Fehler vermeiden. Und das ist gut so. Denn Führung lebt von Entwicklung, nicht von Perfektion.

Was mir dabei hilft: eine Portion Humor und Selbstironie. Vertrauen wächst nicht durch Unfehlbarkeit, sondern durch Authentizität.
Wenn dein Team sieht, dass du über dich selbst lachen kannst und dennoch klar in der Sache bleibst, entsteht echte Nähe.

Dein Stärkenprofil verrät dabei oft mehr, als du denkst.
Ein gezielter Blick in meinen StärkenRadar hilft dir dabei, deine eigenen Stärken klarer zu erkennen und diese im Führungsalltag wirksam einzusetzen.

Fazit

Heute begleite ich Menschen, die sich genau in solchen Situationen wiederfinden. Junge und erfahrene Führungspersonen, Teamleiter, Entscheider.
Und ich gebe ihnen mit, was ich selbst gelernt habe:

Führung beginnt nicht mit Lautstärke oder Status. Sie beginnt mit Haltung, Klarheit und echtem Interesse an anderen.

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Erfolg auf deinem ganz persönlichen Führungsweg.

Wer wirksam führen will, braucht Stärkenorientierung.
Wer Menschen erreichen will, muss Persönlichkeit zulassen.