Burnout erkennen

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Burnout erkennen und die persönlichen Stärken nutzen.

Das Thema Burnout wird heute immer noch verschwiegen und sehr unterschätzt. Offiziell betroffen sind im Jahr 2022 mehr als 200.000 Menschen, die über 5,3 Mio. Krankheitstage verursachten. (lt. statista.de) Ich gehe davon aus, dass die Dunkelziffer wesentlich höher ist. Burnout ist nicht leicht zu erkennen und wird wie schon gesagt, meist nur wenig thematisiert.

Mein Name ist Ralf Nuppenau und ich komme im Rahmen meiner Tätigkeit als Stärkentrainer und Businesscoach mit diesem sensiblen Thema sehr häufig in Kontakt. Und auch ich habe mit Burnout meine persönlichen Erfahrungen gesammelt. Damit möchte ich in diesem Artikel einmal starten.

Ich stand kurz vor dem Burnout und habe es nicht erkannt.

Mit Mitte zwanzig erhielt ich schon recht viel Verantwortung. Ich leitete eine Filiale im Einzelhandel: Eine Verkaufsfläche mit 1800m2 und knapp 20 Mitarbeiter, über die ich die Personalvollmacht hatte. Dem gegenüber stand auch reichlich Energie. Für meine Karriere hatte ich große Pläne. In dieser Position als Filialleiter ist man sehr vergleichbar, da die Zahlen immer für oder gegen dich sprechen. Und selbst wenn du deine Zielzahlen erreichst, gibt es noch viele andere Filialen, gegenüber denen ich vielleicht schlechter abschneide. Es gibt also ständig Gründe besser zu werden. Anders ausgedrückt, beginnt damit ein schleichender Prozess, ohne direkt den Burnout zu erkennen. Und wenn man es selbst nicht tut, gibt es genügend Hierarchiestufen, die dir diese „Selbstkritik“ abnehmen und immer mehr fordern, als du bisher gegeben hast.

Meine beginnende Burnout-Phase hatte ich selbst erst realisiert, als ich meinen Job als Filialleiter gekündigt hatte. Es war wie ein riesiger Rucksack voller schwerer Steine, der einfach von mir abfiel. Ich habe also den Absprung rechtzeitig geschafft, weil ich das Unternehmen verließ. Mein Glück war, dass ich danach in den Außendienst gewechselt bin. Fast jeder Montag war ein Bürotag und damit hatte ich von heute auf morgen sehr oft gefühlt ein langes Wochenende. So konnte ich mich recht schnell erholen und die schwere Zeit hinter mir lassen.

Der klassische Werdegang ins Burnout:

Und genau dieses Muster meiner Erfahrung wird mir in meiner Ausbildung zum psychologischen Berater & Businesscoach wieder aufgezeigt. 

  1. Neuer Job – neue Energie – sich unter Beweis stellen – und ganz viel Elan.
  2. Aus dem großen Topf der Leistungsenergie entwickelt sich ein Handlungszwang.
  3. Dieser Fokus(-wechsel) führt zur Vernachlässigung in anderen Bereichen.
  4. Konflikte, die daraus entstehen, werden verdrängt oder kleingeredet.

—> übrigens ein häufiger Denkfehler: „Ich mache das nur, bis ich xy erreicht habe.“ Oft entwickeln sich aus kurzfristigen Zielen, langfristige Verhaltensmuster.

  1. Man unterstellt sich den Firmenzielen und -werten.
  2. Weitere Probleme & sozialer Rückzug & Unausgewogenheit wird abgewehrt und bestritten.
  3. Die Verhaltensänderung wird nun vom Umfeld erkannt. Die Betroffenen ziehen sich weiter zurück.
  4. Die innere Leere, Erschöpfung, Depression, fehlende Emotionen – bei mir war es Aggression – nehmen zu.
  5. Das ist Burnout!

Es gibt Berufsgruppen, die natürlich stärker gefährdet sind. Aber grundsätzlich macht Burnout keinen Halt vor dem Alter, Beruf oder Geschlecht. Ich war früher der Meinung, dass man sein Hobby einfach zum Beruf macht und damit wäre es erledigt. Aber die Auslöser sind vielschichtiger und umfangreicher.

Burnout und deren Ursachen erkennen

Burnout erkennen: einfach

In einer einfachen Betrachtung wäre es ratsam, einen Ausgleich in den folgenden 4-5 Lebensbereichen für dich zu finden, darunter Karriere, Gesundheit, Beziehungen, Sicherheit und vielleicht auch Spiritualität. Es ist wichtig, dass keiner dieser Bereiche zu stark dominiert. Um die Vielschichtigkeit zu verdeutlichen, möchte ich dies anhand des Aspekts Gesundheit erläutern:
  • Bekommst du nach der Arbeit manchmal Kopfschmerzen?
  • Hast du manchmal Bauchschmerzen oder Magenprobleme?
  • Was sind deine eigentlichen Kraftquellen?
  • Ist deine Ernährung (halbwegs) ausgewogen?
  • Nimmst du dir ausreichend Zeit für Sport und Hobby?
  • Hörst du darauf, wenn dein Körper dir Signale sendet oder Stopp sagt?

Du siehst, die einzelnen Bereiche können sehr weit gefächert werden. Nun bedeutet es natürlich nicht, wenn du nicht regelmäßig Sport treibst oder den täglichen Apfel vernachlässigst, dass du gleich Burnout gefährdet bist. Aber wenn einer der genannten Bereiche stark vernachlässigt wird, solltest du darauf achten. Als Außenstehender lässt sich einfach davon reden. Aber wenn der nächste Karrieresprung ruft, können sich die Priorität schnell mal verschieben. Hierbei ist es einfach nur wichtig, dass du mit diesen Bereichen bewusst agierst und zielgerichtet vorgehst.

Burnout erkennen: tiefer betrachtet

Die nun folgenden Punkte sind für mich sehr interessant, da es vor allem im Coachingbereich ganz tiefe Einblicke gewährt und damit dem Coachee einen neuen Blickwinkel über die Ursachen für Burnout erlaubt. Wenn wir einer beruflichen Tätigkeit nachgehen, wollen bewusst oder unbewusst unsere Grundmotive erfüllt werden. Die Interpretation dieser können natürlich ganz unterschiedlich ausgelegt werden, aber die Motive selbst bleiben gleich.

  1. Relevanz – „Ich möchte sinnstiftend arbeiten / bzw. ich möchte Relevantes beitragen.“
  2. Selbstwirksamkeit – „Das was ich tue, sollte sich auf etwas positiv auswirken.“
  3. Verantwortlichkeit – „Ich möchte Verantwortung übernehmen.“
  4. Selbstständigkeit – „Ich möchte in bestimmten Bereichen selbst entscheiden.“
  5. Bewusstheit – „Ich möchte wissen, wofür ich arbeite.“
  6. Akzeptanz – „Ich akzeptiere mich und werde akzeptiert.“ (oder auch respektiert)
  7. Identität – „Ich kenne mich und weiß, wer ich bin.“

So umfangreich diese Punkte auch sind, hier gilt: Schon wenn einer dieser Punkte aus den Fugen gerät, verlierst du bei dem, was du tust, Energie. Und umso mehr Energie verloren geht, wenn also weitere Bereiche unausgewogen sind, desto anfälliger bist du für Burnout. Nachfolgend sind einige Fragen aufgeführt, die für dich in diesem Zusammenhang relevant sein könnten:

  • Was stört mich auf der Arbeit immer wieder?
  • Was sind die regelmäßigen Probleme, die du meistens mit nach Hause nimmst?
  • Kannst du dich auf der Arbeit genügend abgrenzen gegenüber den Ansprüchen anderer?
  • Welche wirklichen Ziele und Wünsche hast du und zahlen deine aktuellen Handlungen darauf ein?
  • Passen die Werte des Unternehmens zu deinen persönlichen Werte?
  • Denkst du: „Ich muss ja irgendwas arbeiten – oder bist du regelmäßig dankbar für deinen Beruf?“
  • Hast du einen guten Freund auf deiner Arbeit?

Wie du Hilfe bekommen kannst, um Burnout zu erkennen.

Findest du bei den genannten Fragen negative Antworten oder hast Schwierigkeiten bei der Beantwortung der Fragen, dann solltest du dir Unterstützung suchen. Hier hilft es im ersten Schritt das Umfeld einzubeziehen und sich auszutauschen. Eine zweite Möglichkeit klingt vielleicht sehr dramatisch, verspricht aber eine sehr gute Unterstützung: Es gibt eine kostenfreie Hotline für eine Beratung: 0800/1110111 · 0800/1110222 (Telefonische Seelsorge). Sicher bekommst du dort weitere Unterstützung und nützliche Tipps. Natürlich hilft auch ein Erstgespräch bei einem Psychologen oder einem Coach in diesem Bereich.

Möchtest du proaktiv etwas für dich und dein Team oder Unternehmen tun, dann empfehle ich dir die Website von We are mental zu besuchen. (hier geht es zur Website) Beim Workshop „MAKING LEADERS TO SUPPORTERS“ arbeite ich mit Melanie zusammen. Wir verbinden dort über zwei Tage die wichtigen Infos zum Thema Burnout, Mobbing usw. mit dem Thema der Stärkenwelt.

Burnout vermeiden und Stärken nutzen

Was haben deine Stärken mit Burnout zu tun?

Unter anderem habe ich mich auf die stärkenorientierte Führung spezialisiert. Meine Aufgabe besteht also darin, Menschen mit ihren individuellen Stärken vertraut zu machen, sie im alltäglichen Umgang zu trainieren und insbesondere die Vor- und Nachteile ihrer einzigartigen Stärkenkombinationen aufzuzeigen. Aus meiner Erfahrung heraus weiß ich, dass dieser Bereich auch im Zusammenhang mit Burnout von hoher Bedeutung ist. Die genannten sieben Grundmotive lassen sich besonders gut den verschiedenen Stärken zuordnen. Zur Verdeutlichung findest du im Folgenden drei unterschiedlichen Stärken im Bezug auf die Grundmotive.

Zum Beispiel gibt es eine Stärke „Verantwortung“. Sollte diese Stärke nicht ausgelebt werden können, weil es zu enge Vorgaben oder einengende Strukturen des Vorgesetzten gibt, verlieren wir Energie. Es kann aber auch sein, dass diese Stärke viel zu stark ausgelebt wird und somit auf die „Schattenseite“ wechselt. Das wäre der Fall, wenn du viel zu streng mit dir selbst umgehst, ähnlich meinem Beispiel in der Position als Filialleiter. Auch dann verlieren wir Energie, statt mit unserer Stärke Kraft zu tanken, wenn sie ausgelebt werden.

Zwei weitere Beispiele

Eine zweite Stärke wäre zum Beispiel die „Logik“. Diese Stärke wird immer von einer Frage begleitet: „Warum?“ Dies findet einen großen Bezug zu den genannten Grundmotiven in den Punkten 1, 2 und 5. Denn vor allem dort möchte diese Stärke verstehen, warum genau wir etwas tun dürfen. Jemand mit dieser ausgeprägten Stärke potenziert also die Auswirkungen in Richtung Burnout, wenn diese Grundmotive unausgewogen sind.

Stärkenprofil - Berufswahl * Stärken und Schwächen

Nehmen wir noch eine Herzstärke. Zum Beispiel „Harmonie“. Streit um Kleinigkeiten frisst enorm viel Energie. Es ist aber auch wichtig, welche Funktion man im Team übernimmt (Teamrollen) und welche Akzeptanz wir dadurch erreichen. So kann eigentlich jede einzelne Stärke mindestens einem Grundmotiv zugeordnet werden. Somit haben unsere eigenen Stärken einen sehr großen Einfluss auf das, wie wir unseren Alltag wahrnehmen und wie wir unsere Grundmotive befriedigen. 

Oftmals sind wir uns unserer eigenen Stärken jedoch nicht bewusst. Es wirken ja mehr als nur eine Stärke in uns. Das führt dazu, dass wir uns schwer damit tun, uns selbst zu (er)kennen, zu akzeptieren oder lassen uns von anderen Menschen zu anderen Stärken verleiten, zu denen wir aber weniger Zugang haben.

Wie du mich erreichst. 

Bis zu einem bestimmten Grad kannst du durch ein Stärkencoaching Burnout besser erkennen und vorbeugen oder gar aus einem Burnout wieder herauskommen. Meine Erfahrung hierbei ist, dass die Menschen, die ein Coaching für sich in Anspruch nehmen, sich extrem stärken und viel Selbstvertrauen tanken. Es sind dabei nicht nur die einzelnen Stärken, die wir tiefgründig beleuchten. Vielmehr sind es die unterschiedlichen Wirkweisen, wie die Stärken sich gegenseitig bestärken oder sich auch entkräften können. Diese unterschiedlichen Stärken-Kombinationen zeichnen deine Persönlichkeit aus und führen zu deiner individuellen Art und Weise, wie du agierst und kommunizierst. Aber lese selbst, was meine Teilnehmer dazu sagen: zu den Feedbacks.

Sofern du diesen Artikel bis hier hin gelesen hast, würde ich mich über ein persönliches Feedback von dir freuen. Du kannst hierfür das Kontaktformular auf meiner Website nutzen oder mir eine persönliche E-Mail ( RN@staerkenblick.de ) senden. Ich hoffe der Artikel hat dir geholfen und du kannst in Zukunft wieder mehr Freude bei deiner beruflichen Tätigkeit erlangen. Sofern du spezifische Fragen hast, zögere nicht und kontaktiere mich. (zu meiner Website)